Elegante Formen, luxuriöse Materialien und intensive Farben: Art déco Interior Design gehört zu den beliebtesten Einrichtungsstilen. Entstanden im Paris der 20er Jahre, verbreitete sich der eindrucksvolle Look von dort aus auf der ganzen Welt – und sorgt auch 100 Jahre später für glanzvolle Wohnmomente: Bis heute verschönert der mondäne Stil der Roaring Twenties zahlreiche Häuser und Wohnungen. Was Art déco ausmacht und wie du deinen eigenen vier Wänden eine authentische Einrichtung à la 20er Jahre verpasst, erfährst du in diesem Artikel.
Art déco: Ein Stil – viele Einflüsse
„Dekorative Kunst“ – das bedeutet Art déco in etwa wörtlich übersetzt. Als künstlerische Strömung verbreitete sich der Stil zwischen den 1920er und 1940er Jahren von Paris aus. Ein wichtiger Eckpunkt war dabei die „Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes“: 1925 in der französischen Hauptstadt veranstaltet, trug die Ausstellung wesentlich dazu bei, der zuvor eher losen Ansammlung von Richtungen in verschiedenen Künsten einen Namen zu geben.
Massenfertigung und funktionale Einschläge
Dabei ist die Bezeichnung als „Stil“ nicht ganz korrekt: Art déco lässt sich eher als Epoche oder Zeitgeist einordnen. Moderne und futuristische Strömungen vereinten sich mit der Abkehr vom Jugendstil, bei dem Handarbeit noch als höchstes Gut galt. Jetzt hielt die Massenfertigung Einzug: Geschmackvolle Einrichtung und Architektur für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen war das Ziel. Funktionalität rückte in den Fokus, sodass die Formgebung geradliniger wurde. Das resultiert in einer verschlankten Geometrie, bei der symmetrische Formen und gleichförmige Muster im Vordergrund stehen: Bögen, Stufen, Winkel und gezackte Linien setzen sich als Dekor-Elemente durch.
Natur versus Stromlinienform
Auch die Natur war ein wichtiger Einfluss: So sind fließende, florale Muster und Tiermotive ebenfalls ein Merkmal der typischen 20er Jahre Optik. Hinzu kamen avantgardistische, stromlinienförmige Designs. Dies wurde vor allem von der amerikanischen Interpretation des Art déco Design angeregt, die sich deutlich reduzierter zeigte. Die Stromlinie war hier geradezu als Kernelement auszumachen, was sich auch in Fahrzeugdesign und Architektur niederschlug.
Übrigens: Wenn du ganz in den 20er Jahre Stil eintauchen willst, lohnt sich ein Besuch in Miami. Mit South Beach Miami ist dort ein ganzes Stadtviertel mit Gebäuden in Art déco Architektur entstanden.
Vielfältige Farbwelten
Königsblau, Petrol oder Weinrot, aber auch Bonbonrosa, Mintgrün und Gelb: Die Farbwelt der Einrichtung aus den 20er Jahren zeigt große farbliche Vielfalt. Daher lässt sich kaum eine einheitliche Richtung ausmachen. Vielmehr schien beim Art deco Design seit jeher die Devise zu sein: Mut zur Farbe – und vor allem zu deren großzügiger Verwendung. Auch Kontraste waren angesagt, wie zum Beispiel in der klassischen Kombination aus Schwarz und Weiß. Pastelltöne und kräftige, helle Farben fanden Verwendung als Akzent vor dunklen, sinnlichen Tönen.
Art déco zwischen Reduktion und Opulenz
Trotz der Reduktion in Form und Aufwand bei der Herstellung sowie den futuristischen Einflüssen blieb der Wunsch nach Luxus und Eleganz – und wurde im Art déco sogar auf die Spitze getrieben. Denn nach Weltwirtschaftskrise und Zweitem Weltkrieg waren die Menschen regelrecht hungrig nach lebensbejahender, opulenter Einrichtung. Daher spielten schwere, edle Stoffe wie Samt, glänzende Oberflächen und ungewöhnliche Materialien wie Ebenholz eine große Rolle. Marmor fand sich auf Böden und Möbeln, Kristallglas-Lüster erleuchteten die Zimmerdecke, Zebrafell und Federn sorgten für exotische Blickpunkte.
Prestige-Objekte aus fremden Kulturen
Auch die Herkunft der Materialien und Produkte war wichtig. So wurden Marmorplatten aus Italien und Fliesen aus Spanien oder Portugal importiert. Elfenbein stammte aus Afrika, Teppiche wurden aus arabischen und asiatischen Ländern auf dem Schiff nach Europa gebracht. Zudem spielten Perlen nicht nur optisch, sondern auch als Prestige-Objekte eine Rolle. Der außergewöhnliche Einschlag spiegelte sich auch in Referenzen zu fremden Kulturen wider. So machte die Graböffnung von Tutanchamun im Jahr 1922 und der neu entdeckte ägyptische Reichtum einen großen Eindruck auf das Art déco Interior Design der Zeit.
Kristall und Chrom: Filmreifer Glamour
Als neuartiger Werkstoff fand auch Chrom Einzug in die heimischen Räume. In Kombination mit Kristallglas wurden daraus funkelnde Wand- und Deckenleuchten hergestellt. Damit zeigt sich im Art déco immer wieder: Unter der modernen, geradlinigen oder gar funktionalen Fassade vieler Gebäude und Einrichtungsgegenstände quillt ein regelrechter Drang zu Prunk, Luxus und übermäßiger Dekoration hervor – was daraus entsteht, sind eindrucksvoll arrangierte Wohnräume, die in Erinnerung bleiben. Kein Wunder, dass der extravagante Stil aus den 20ern die Einrichtung bis heute beeinflusst.
Übrigens:
Die Neuverfilmung von The Great Gatsby mit Leonardo DiCaprio im Jahr 2013 gab Art déco zuletzt großen Aufwind: Der Film hat nicht nur sein Publikum überzeugt, sondern auch den mondänen Wohnstil zurück in Häuser und Wohnungen gebracht.
Vintage trifft auf Make-over: Art déco heute
Heutzutage lässt sich Art déco als Gegensatz zum minimalistischen Skandi Stil verstehen. Die optische Wirkkraft des 20er Jahre Designs in Form von schimmernden Samtsesseln, grafischen Mustern und auf Hochglanz gebrachten Flächen steht im Gegensatz zu Natur- und Beigetönen neben möglichst unbearbeiteten Materialien des nordischen Einrichtungsstils.
Insbesondere Farben wie Rubinrot, Bernstein, Amethyst und Smaragdgrün bei Polstermöbeln, Tapeten und Vorhängen sorgen auch heute wieder für ein dekadente Looks. Hinzu kommt Schwarz als neue Kontrastfarbe und zeitgenössische Kunstdrucke und Skulpturen, die dem Art déco Interior Design einen modernen Anstrich verpassen. Gemeinsam mit funkelndem Kristallglas, dunkel glänzendem Holz und metallenen Akzenten holst du dir das stilgerechte Flair nach Hause. Nicht zu vergessen: grafische Muster und aufwendig gestaltete Spiegel, die im Handumdrehen das richtige Ambiente zaubern.
Stilgerecht mit Art déco wohnen
Bei den vielen verschiedenen Richtungen, die Art déco Interior Design einschlägt, lässt sich mit unterschiedlichen Elementen schnell ein Raum im 20er Jahre Look einrichten. Du möchtest dein Zuhause mit der unverkennbaren Eleganz des Art déco verschönern? Massivmoebel24 hat dir eine Sammlung von Tipps zusammengestellt:
- Intensive Farben, aber nicht überladen: Stelle dir am besten eine Auswahl von zwei bis drei Hauptfarben zusammen, die du sorgfältig aufeinander abstimmst. Weitere Akzente lassen sich im Nachhinein durch Kristallglas, goldene Metall-Elemente und andere glänzende Oberflächen wie Marmor hinzufügen. Für Lebendigkeit sorgen Abstufungen der jeweiligen Hauptfarben.
- Setze luxuriöse Materialien ein: Ein Sessel oder Pouf aus Samt, dazu Vorhänge aus dem gleichen Stoff – und schon gewinnt dein Wohnzimmer an Opulenz. Durch einen edlen Kronleuchter oder glänzende Spiegel ergänzt, macht sich echtes Luxus-Feeling breit. Ein paar goldene Details lassen die Einrichtung im 20er Jahre-Stil so richtig aufleben.
- Details machen den Unterschied: Typisch für die Zeit des Art déco waren Servierwägen. Als zierliches Beiwerk rufen sie nicht nur echten Roaring Twenties Spirit wach, sondern dienen auch als praktische Abstellfläche für edle Spirituosen, Sekt- und Champagnergläser mit geschliffenen Details und raffinierte Obstteller. Außerdem wichtig: Federn und Ornamente – zum Beispiel in Form von dekorativen Sofakissen.
- Mut zum Muster an der Wand: Möchtest du stilgerecht im Art déco Stil wohnen? Dann trau‘ dich und greif zum Pinsel. Denn farbintensive Wände – ob gestrichen oder als Tapete – verleihen Räumen im Art déco Design ihren unverkennbaren Ausdruck. Je nach dem Rest deiner Einrichtung kannst du dabei auf sinnliche Farben wie Blau, Petrol oder Burgunder setzen. Bei Tapeten hast du die Wahl zwischen floralen und geometrischen Mustern.
Übrigens: Bei so intensiven Einrichtungsstilen wie dem Art déco Interior Design lohnt es sich, Schritt für Schritt vorzugehen. Starte zum Beispiel mit einem farbintensiven Sofa, füge dann die passenden Möbel hinzu und ergänze anschließend Vorhänge, Teppich und Wandfarbe. Am Schluss wird das Ganze durch dekorative Kissen, Wanddeko und mehr optisch abgerundet. So kannst du Details besser aufeinander abstimmen und sichergehen, dass ein harmonisches Gesamtbild entsteht.