Der Wald liefert uns nicht nur Inspirationen und Rohstoffe für wunderschöne Naturmöbel, er bietet auch unendlich viel Erzählstoff. Deswegen, lasst uns gleich wieder hineinspazieren ins dichte Grün. Heute nehmen wir die Abzweigung Richtung Mittelalter.
Der Wald liefert uns nicht nur Inspirationen und Rohstoffe für wunderschöne Naturmöbel, er bietet auch unendlich viel Erzählstoff.
Deswegen, lasst uns hineinspazieren ins dichte Grün. Heute nehmen wir die Abzweigung Richtung Mittelalter.
Sagen, Märchen und Mythos
durch des waldtals feuchte schlüfte
tret ich den gewohnten steg,
atme schneckenbleiche dufte,
schlangen säumen meinen weg.
wo der alte werwolf wandelt,
rausch ich durch das blätterrund,
wo die mär von feen handelt,
öffne ich perplex den mund.
Erich Fried, Österreichischer Lyriker (1921-1988)
Erich Fried lebte nicht im Mittelalter, sonst wäre sein Bild des Waldes wohl deutlich düsterer ausgefallen. Nicht nur Cornelius Tacitus (56 n.Chr. -117 n Chr.), seines Zeichens römischer Historiker und Senator, beschrieb das bewaldete Land als schaurig und gruselig. Zahlreiche Sagen und Volksmärchen berichteten von Hexen, Dämonen, Geistern, Fabelwesen und wilden gefährlichen Tieren im Wald.
Der Ursprung von Märchen wie Hänsel und Gretel lassen sich bis ins tiefe Mittelalter zurückverfolgen. Mündlich überliefert ähnelten sie nicht selten einem Horrorfilm. Erst später wurden die Erzählungen in gemilderter Form – wohl am bekanntesten von den Gebrüdern Grimm – schriftlich niedergelegt. Doch noch immer übernimmt der Wald in vielen Handlungen eine eher dunkle und bedrohliche Rolle.
Der Wald – Reich der Feen, Elfen und Hexen
Im Wald gelten andere Gesetze, mag man glauben…
Die Magie des Waldes ist stets spürbar
Der Holzsegen des Waldes
Holz wurde schon seit jeher als Brennstoff eingesetzt. Das war bereits im Mittelalter so und daran hat sich bis heute nichts geändert. Außerdem diente es vor allem als Baumaterial. Häuser, Kirchen, Schiffe, Zäune, Brunnen, Leitungsrohre und Pflüge wurden im Mittelalter aus Holz gefertigt. Auch im Haushalt fanden sich viele Gegenstände wieder, die aus Holz hergestellt wurden, darunter Möbel, Geschirr und andere Geräte und Werkzeuge des täglichen Lebens.
Mit der Verwendung wuchs auch der Erfahrungsschatz in Bezug auf den Rohstoff Holz. So wurden Informationen über die Verwendung unterschiedlicher Holzarten von Generation zu Generation weitergegeben. Härte, Dichte, Wuchs, Spaltbarkeit und Maserung spielen eine Rolle bei der Beurteilung der unterschiedlichen Holzarten und deren Einsatzmöglichkeiten.
Holz wird als sehr vielseitig verwendbares Baumaterial geschätzt
Früher wie heute wird Holz gern für Besteck verwendet
Massive Türen waren über Jahrhunderte aus Holz
Die tollen Verwendungsmöglichkeiten wurden der Eibe beinahe zum Verhängnis. Ihr elastisches Holz war so beliebt, dass der Baum an den Rand der Ausrottung gebraucht wurde. Beliebt war das Holz nicht nur bei Armbrust- und Bogenschützen und Waffenmachern. Auch unzählige Gewerbe und Handwerke griffen bei ihren Arbeiten besonders gern auf das Holz der Eibe zurück. Holz war im Mittelalter durch die Bank ein begehrter Rohstoff.
Böttcher, Kufer, Muldenmacher, Tischler, Wagner, Siebmacher und andere verarbeiteten das Holz zu Gegenständen des täglichen Bedarfs. Andere, wie Bäckereien, Ziegeleien, Töpfereien und Waffenschmiede nutzen seinen Brennwert und verheizten es in großen Mengen. Große Bergwerke, Metallverhüttung und Salinen gaben dem Baumbestand in Deutschland nahezu den Rest. Der deutsche Wald schrumpfte gefährlich zusammen.
Das Leben im Wald
Das frühmittelalterliche Treiben im Wald war ein buntes: hungrige Mäuler mussten gestopft werden und wenn der Ackerboden nicht genug hergab und das Vieh mehr Weide benötigte, wurde gerodet. Die Dörfer lagen wie kleine Inseln inmitten des grünen Waldmeers. Ende des Mittelalters kehrte sich dieses Verhältnis um und die Waldfläche verkam immer mehr zu Inseln im Städtemeer. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich diese Situation in vielen Teilen der Welt weiter verschärft. Der Wald wurde immer weiter zurückgedrängt.
Bevor der Mensch die Wälder massiv niederrodete, um zusätzliches Bau- und Ackerland zu gewinnen, setzten vor allem auch die vom Menschen gehaltenen Nutztiere dem Wald kräftig zu. Das Vieh wurde zur Mast früher häufig in die Wälder getrieben. Nicht nur Schweine labten sich an den köstlichen Eicheln und Bucheckern, auch Rinder, Pferde, Schafe und Ziegen fanden dort vielfältige Nahrung. Vor allem Letztere zerstörten dabei den natürlichen Jungwuchs neuer Bäume.
Pferde fühlen sich seit jeher sehr wohl im Wald
Auch Hausschweine erfreuen sich an den Früchten des Waldes
Und auch die Ziege hat ausnahmsweise nichts zu meckern
Die durch Abholzung neu gewonnenen Räume im Wald wurden in Hungerszeiten zum Anbau von Getreide genutzt. Auch später noch, zu Zeiten der Stallhaltung, wurde der Wald stark genutzt. So wurde der Boden abgekratzt und im Stall als Einstreu verwendet. Um der Ausbeutung des Waldes und der damit verbundenen Schädigung Einhalt zu gebieten, wurden schon relativ früh Gesetze erlassen, die den Wald schützen sollten. So war man im Mittelalter verpflichtet, für jede gefällte Eiche eine neue zu pflanzen.
Die Bäume mussten sogar bis ins dritte Jahr gepflegt werden. In Sachen Aufforstung hat sich in Franken der Nürnberger Peter Stromeir einen Namen gemacht. Ostern 1368 sähte der Ratsherr zum ersten Mal und mit großem Erfolg schnell wachsende Nadelbäume wie Fichten, Tannen und Kiefern aus. Für damalige Verhältnisse war dies ein Novum. Bis dato hatte man in der Region ausschließlich Laubbäume kultiviert, auch weil sich deren Aufzucht leichter gestaltete.
Die Eichel ist bei Mensch und Tier beliebt
Ein gesunder Nadelwald am tiefblauen See
Das Waldreich und die Mark
Unsere heiß geliebte Deutsche Mark hat auch etwas mit dem Wald zu tun: der Begriff Mark hat zweierlei Bedeutung und stand einerseits für Grenze, andererseits für Wald. Das war damals praktisch das gleiche. Denn der Wald stellte die natürliche Grenze zum Dorf dar. Dort endete der Radius der Gemarkung. Hiervon leitet sich der heute wesentlich gebräuchlichere Begriff der Markierung ab und später auch die uns bekannte Deutsche Mark.
Viele unserer heutigen Städte- und Dorfnamen leiten sich aus der Beziehung zum Wald ab. Das –wald, -tann und -heim im Namen deutet auf den Ort der Siedlung hin und die Handlungen am und im Wald finden wir in den Namensteilen -rode,- reut, -ried, – schwand, -brand, -han, -hagen und –scheid.
Unsere alte Deutsche Mark
Auch in Mannheim steckt ein bisschen Wald
Die riesigen Waldstücke außerhalb der Gemarkung wurden als Niemandsland betrachtet, bis die (fränkischen) Könige darauf ihren sogenannten Bann legten. Nun blieb es den adeligen Herrschaften vorbehalten, das Holz zu schlagen und das Hochwild zu jagen. Die Jagdlust der frivolen Jagdgesellschaften hat dem Wald viele Tribute abverlangt. Die Gesetze zum Waldschutz bezogen sich nicht auf die eigentliche Bewirtschaftung der Wälder. Waldstücke waren also sehr lohnenswert und begehrt unter den Fürsten. Nicht zuletzt ihretwegen wurde sogar der ein oder andere Krieg geführt.
Sie dienten nämlich auch der Finanzierung der Herrschaftgebiete. Ab dem 16. Jahrhundert ging man konsequenter gegen die Waldzerstörung vor. Die Forstordnungen galten fortan in jedem Wald des Herrschaftsgebietes. Durch zahlreiche Verordnungen und der Androhung von teils drakonischen Strafen wurde der Wald unter Schutz gestellt. Die bayrische Forstordnung umfasste bereits damals schon ganze 96 Seiten, was einen Pfarrer damals zu folgendem Stoßgebet bewegte:
„Ach lieber Gott,
Wieviel neuer Gebot,
Laß es in Güte walten,
Wer kann sie alle halten!“
Sprichwörter um den Wald
Auch viele Sprichwörter und Weisheiten rund um den Wald stammen aus dem Mittelalter. Einige kennen wir heute noch, wie: „Er sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht“. Die Redensart hat sich verbreitet durch den Dichter und Wegbereiter der deutschen Aufklärung Christoph Martin Wieland (1733-1813). Einige der Sprichwörter werden heute nicht mehr verwendet, darunter die schöne Formulierung „in den Wald geredet“. Die Minnesänger „sangen in den Wald“ bei vergebener (Liebes-)müh. Wenn man jemanden los werden wollte, so „schickte man ihn in den Wald.“ Heute ist daraus die „Wüste“ geworden. Aus dem alltäglichen Gebrauch ist inzwischen dieses Sprichwort verschwunden: „Dem reichen Walde wenig schadet, wenn sich ein Mann mit Holz beladet“.
Damals rechtfertigte man damit wohl in verharmlosender Art den Wildschlag. Heute sind wir ein Stück klüger und halten uns eher an zuversichtlichere Redensarten wie: „was lange währt, wird endlich gut“.
Damit stehst du jetzt hoffentlich nicht mehr „im Walde“ was den Wald im Mittelalter anbelangt. Wir hoffen, dir hat der informationsbeladene Beitrag gefallen und wünschen dir viel Spaß bei deinem nächsten schönen Waldspaziergang mit kühl-klarer Luft.
Liebe Grüsse von der Waldfee,
Dein Massivmoebel24-Team